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Chalcatzingo

Relativ versteckt und weit im Osten des Bundesstaates gelegen, erwartet Chalcatzingo auf seine Besucher. Wie gut man sich versteckt zeigt schon die Tatsache, daß das auf den Namen „Pilar“ getaufte Navi den Ort nicht findet und wir uns auf die Erfahrung des anwesenden Generals Zack Zack verlassen müssen um anzukommen. Immer weiter weg entfernt man sich von jedweder Zivilisation, hinein ins Dörfchen Chalcatzingo und dann auch schon fix wieder hinaus über eine Schotterpiste, auf der der arme Palomo hin und her hüpft wie ein Gummiball. In diesem Augenblick fühlt man sich unseren Freunden im Dalla Dalla mehr als nah.

Doch alles hat ein Ende und irgendwann sieht man schon die unglaublich mächtigen Berge, die man schon einmal voller Ehrfurcht in der Indy-Bibel erspäht hat und man weiß man ist da. An einem Fleckchen Erde das über eine wahrlich biblische Geschichte von mehr als 3500 Jahren verfügt, datieren doch die erste Siedlungsspuren bereits  aus der Zeit um 1600 vor Christus. Der Name Chalcatzingo ist daher relativ jung, haben ihn doch die Azteken aufgebracht, als sie zwischen 1200 und 1519 in Morelos einfielen. Seine Bedeutung schwankt zwischen „Der kleine /wertvollste Ort der Chalcas“ über „Der ehrwürdige Ort des heiligen Wassers“ bis hin zur Version „ Der ehrwürdige Ort der wertvollen Jade“. Irgendwann dieser Zeit wurde Chalcatzingo tributpflichtig und hatte diesen in Form von Erdnüssen, Honig, Baumwolle und einer Art von Tomaten ( jitomates) zu entrichten.

Chalcatzingo liegt am Fuße  zweier imposanter Felsen, die den Namen Delgado ( Dünn) und La Cantera ( Der Steinbruch) tragen und weiter links erhebt sich als dritter der Affenfelsen. Die tausendjährige Landschaft zeichnet sich auch durch ihre unglaublich üppige Flora und Fauna aus.

Unter den Wissenschaftlern herrscht zudem die Theorie vor, dass Chalcatzingo von den Olmeken besiedelt wurde, welche ab 1500 vor Christus  wahrscheinlich von der Golfküste Mexicos hier einwanderten. Ziel ihrer Ansiedlung war es höchstwahrscheinlich, den Ort als vorgeschobenen Handelspunkt auf der Suche nach Verkehrswegen für den Austausch mit dem Hochland sowie den heutigen Regionen Oaxaca und Guerrero nutzen. Dies wurde dadurch begünstig , dass er sich als ideal für die Landwirtschaft erwies. So entwickelte sich Chalcatzingo ab mehr und mehr zu einem bedeutenden politisch-administrativen Zentrum der Olmeken, dem auch religiös-kommerzielle Bedeutung zufiel und diese für mehr als 1500 Jahren behalten konnte. Die Olmeken tauschten ihre Waren mit den Ansässigen und brachten auch ihre Ideen und religiösen Vorstellung mit ins Herz Mexicos.

Ihr Hauptgott war der Jaguar, dessen Abbildungen überall an diesem Ort zu finden sind. Obwohl Chalcatzingo recht unspektakulär aussieht, ist es die einzige zentralmexikanische Stätte mit Tiefenreliefs und in Stein getriebenen Skulpturen. Die Gründe für die Aufgabe des Ortes sind unklar, aber obwohl seine Bedeutung schwand und die Stätte immer kleiner werden sollte, blieb sie  im Gegensatz zu anderen Olmekensiedlungen nicht dauerhaft unbewohnt.Nach den Olmeken geriet Chalcatzingo zwischen 400 und 700 nach Christus unter die Oberhoheit einer weiteren Macht, nunmehr im Zentrum des Landes: Teotihuacan. Wahrscheinlich war es diesmal die Baumwolle die das Interesse der Metropole weckte und zu neuen Beziehungen im Bereich des Handels und der Religion führte bevor ab 1200 die Azteken die Herrschaft ausübten.

 Da es Sonntag war, standen uns alle Türen offen und keiner fragte mich nach meinem Ausweisoder sonstigen Dingen und alles worum man uns bat war doch aufzuschreiben, von wo wir herkamen und wie viele Personen wir wären. Das war es auch schon und schwups konnte man seiner Entdeckerlust freien Lauf lassen- wohingegen meine bessere Hälfte sich für eine kontemplative Betrachtung der Landschaft unter einem schattigen Baum entschied.

Prunkstück oder zumindest am sichtbarsten sind die beiden großen Pyramiden, die sich links vom Eingang erheben, nachdem man das kleine Begrüßungshäuschen passiert hat. Beide sehen ein wenig ramponiert aus und wie man sieht wird an der größeren der beiden noch gearbeitet. Auffällig ist dieses Bauwerk, dessen Beginn man auf den Zeitraum um 1200 vor Christus datiert, vor allem durch seine runde Basis auf der man bei den nächsten Etagen im gewohnten quadratischen Stil weitergebaut hat. Es handelt sich hierbei um was ganz seltenes denn es ist einer der wenigen Pyramiden mit runder Basis in ganz Mesoamerika. Kurz vor ultimo parlierten wir dann noch ein wenig mit dem örtlichen Verwalter der INAH, der wirklich wie eine „Albinoversion“ von Indiana Jones aussah. Neben vielen Informationen und Ansichten über Gott und die Welt seinerseits teilte er uns dann noch mit, dass man momentan die Pyramide rekonstruieren würde. Dies sei jedoch weitaus  schwerer als man sich vorstellt, denn jahrhundertelang hatte sich niemand um die Ruinen gekümmert und bis in die jüngere Vergangenheit hätte man eher die Pyramiden als Steinbruch genutzt und so mancher Pool oder manche Kirche wurde unter Nutzung der Steine errichtet. Dennoch würde man anstreben die Gebäude so gut es eben gelingen würde wieder herzurichten.

Gleich angeschlossen an die Pyramide liegt der Ballspielplatz, jedoch ohne die charakteristischen „Ringtore“ wie man sie sonst so kennt und schätzt.

Von dort führt eine kleine Treppe hinunter auf den Rest des Gelände, wo jedoch keine weiteren Gebäude zu bestaunen waren- oder zumindest noch nicht, denn laut dem Lageplan sollen sich weiter weg der Pyramiden unter zwei Hügeln noch weitere befinden. Was sehr na ja bewegend oder ergreifend war, ist die Tatsache dass gleich neben den Pyramiden einer dieser riesigen Bäume steht und seinen Schatten spendet. Wie man sieht wurde der gleich von einer Familie zum Picknickschirm umfunktioniert eine Vorgehensweise die ich noch nie erlebt hatte, die mir aber extrem imponierte. Noch nie eine solche diesseitige oder zeitgenössische und unverkrampfte Nutzung Jahrtausende alter Bauten für so was Profanes wie ein Sonntagspicknick gesehen. Diese Besucher besuchten die Pyramiden mit Kind und Kegel und genießen im Schatten der Bäume die Aussicht und sind so zugleich ihrer eigenen versunkene Kultur nah wie nur irgend möglich. Als ich das ansprach, meinte General Zack Zack nur trocken „ Mexikaner, wir gehen ja auch auf‘n Friedhof und essen.“

Getoppt wurde es noch durch die Kinder und Teens die direkt mal den Platz vor dem Ballspielplatz zu ihrem „Estadio Azteca“ erklärten und den mit einer unbändigen Begeisterung stürmten. Leider blieb es dabei und sie spielten nicht direkt im Ballspielplatz. Dennoch verschwand vor meinem Auge irgendwie die Zeit und ich sah vor meinem inneren Auge für eine Millisekunde wie sich Vergangenheit und Gegenwart vereinten und die einstiegen Bewohner wieder erschienen.

Fernab der Hauptstrukturen findet man Stelen mit eingearbeiteten Bildern und Reliefs, die aber mehr als sträflich säuberlich überdacht in der Gegend rumstehen und nicht erläutert werden. So steht man vor einem Objekt und kann nichts mit anfangen, weil man partout nicht weiß was man sehen soll- ein Umstand der mir schon in Coatetelco mehr als negativ aufgefallen war. Auch dort hatten sich die Damen und Herren der INAH nicht gerade mit Ruhm bekleckert, Was aber in Chalcatzingo um so schlimmer ist denn das Gelände ist unglaublich groß und unübersichtlich, so dass ein vorgezeigter Weg oder wenigstens eine kleine Route ein Muss wäre.

Nach einer Runde im südlichen Teil des Geländes, bin ich im Anschluss allein der Berg hochgestiefelt, um die Felszeichungen zu sehen. Weit verstreut und hoch oben im Felsen betätigten sich die Olmeken als kleine Diego Riveras und hinterließen die Zeichnungen und somit steinerne Zeugnisse und Fenster zu ihrem Weltverständnis. Auch hier wollte ich auf kulturell verständnisvoll machen aber um wirklich ehrlich zu sein, ich hab geschwitzt wie ein Schwein beim hochklettern und stand dann dampfend unter meinem Handtuch vor dem Felsen und sah wirre Linien. Ich muss bestimmt so gewirkt haben wie all diese Millionen von Möchtegernkunstfreaks die Stunden vor einem Bild erharren und wichtig schauen und nie im Leben zugeben würden, dass sie nichts aber auch gar nichts sehen oder kapieren von dem was da vor ihnen hängt oder steht. Zum Glück hab ich nen Haufen Bilder geschossen denn wenn man vor „Die Erschaffung des Menschen“steht erkennt man nichts und erst auf dem Photo konnte ich ansatzweise erahnen was ich hätte sehen sollen.

 

 

 

Obgleich es keine Interpretation für die Gemälde gibt finde ich sollte an jedem eine Zeichnung sein, so dass man vergleichen und schauen kann. Nach einer wilden Pinkelpause ging es weiter über Stock und Stein wobei ich noch auf eine Treppe stieß, die aber nirgends erwähnt worden war. Von dort steig ich zu den Damen hinab, die Füße voller juckender kleiner Ameisen, die ich beherzt mit dem Handtuch abschlug.

Gemeinsam stiegen wir dann noch einmal in den Felsen, und sahen das vielleicht am besten sichtbare Felsgemälde des „Wasserspenders“ der aber auch aus der Ferne besser zu sehen ist als aus nächster Nähe. Links davon liegen weitere Zeichungen die jedoch alle sehr sehr stark verwittert sind und nur mit Mühe und Not ihren Zauber preisgeben. Was aber genial ist, ist die Aussicht über die ganze Stätte, umrahmt von den riesigen Felsen.

 

Leider erst nach dem Besuch der ehemaligen Siedlung führte die Sehnsucht nach Porzellan uns ins Museum, welches man eigentlich vorher besuchen sollte. Da ich als „nekulturnik“ mir jaden Freiraum genommen hatte vor Ort mein Revier zu markieren, konnte ich die Pinkelpause dazu nutzen, durch das kleine Museum zu düsen. Nur eines der Stücke war wirklich aufregend, nämlich diese Kanne , deren Ausguss sowohl die Züge eines Menschen als auch des bei den Olmeken göttlichen Jaguars trug und ein schönes Beispiel für den Hang zur Dualität ist, der in Mesoamerika  häufig zu finden ist. Sonst stellt man vor allem Töpfe und Teller aus was eher dröge ist.

 

Tief beeindruckt von Chalcatzigo und den dort gewonnenen Eindrücken ging es zurück. Wie so oft in den letzten Wochen wurden wir von einer dicken Husche überrascht und nebenbei amüsierten wir uns köstlich über Pilar und ihre Versuche uns nach Yaute Ranch zurück zu lotsen. Vor Ort gab es dann als Henkersmahlzeit „mixiote“.

 

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Coatetelco

 31 Kilometer von der Hauptstadt Cuernavaca entfernt liegt im Südwesten des Bundestaates Morelos das kleine verschlafene Dorf von Coatetelco in der Nähe der gleichnamigen Lagune, welches zugleich auch eine wichtige Grabungsstätte beherbergt. Wie so viele Reste der untergegangenen Kulturen aus der Zeit vor der Eroberung so erhält auch die kleine Grabungsstätte von Coatetelco durch die Kombination aus den Resten des politisch-religiösen Zentrums der ehemaligen Besiedelung mit dem beeindruckenden Bergpanorama einen fast magischen touch. Neben Coatetelco, das aus der Zeit der Präklassik (500 v.Chr.) datiert befinden sich im Gebiet Coatlán del Río noch zwei weitere Überreste der grauen Vorzeit nämlich Gualupita und Miahuatlán, die jedoch eher in die Zeit der Postklassik ( 1350-1521) fallen.

Diesmal hatte schon der Weg dorthin seinen eigenen lokalen Charakter. Denn da La Meyer leider auf der Arbeit war bin ich mit dem Bus gen Coatetelco gefahren. Ein echtes Erlebnis, denn an fast jeder Station steigt ein anderer Verkäufer ein, der dir von Süßigkeiten über Zeitungen, Stifte und Raubkopien so ziemlich alles anbietet was man sich vorstellen kann. Und da auch der Fahrer gerne nen Schwatz hält und jedes Mal anhält wenn jemand zu oder aussteigen will, braucht man für die läppischen 31 Kilometer mehr als eine gute Stunde. Dann ist man da und es ist wie in einer anderen Welt. Coatetelco hat nämlich alle Zeit der Welt, ist es doch eine dieser unglaublich verschlafenen Siedlungen wo wirklich jeder jeden kennt und man sogar Fremde auf der Straße freundlich begrüßt.

Von der Bushaltestelle ging es ungefähr noch einen Kilometer zu Fuß gen Grabungsstätte, wobei wir die ein wenig groß geratene wuchtige Kirche des Ortes passierte. Das Äußere ist  reich geschmückt, wohingegen das Innere ein wenig spartanisch gehalten ist und nur einige Wandgemälde und einen Altar aufweist. Ein wenig deplaziert oder auch unwohl habe ich mich ja schon gefühlt, befand sich doch in der Kirche eine Einwohnerin des Dorfes die innbrünstig und unter Tränen um himmlischen Beistand bat, wohingegen ich den typischen distanzierten Blick  des Berliners aufgesetzt hatte. Daher bin ich schnell raus denn irgendwie hatte ich das Gefühl den Ort in diesem Augenblick durch meine Anwesenheit ein wenig na ja doch zu entweihen. Bei der Kirche handelt es sich um das früheste Zeugnis der spanischen Vizekönigreichära in Coatetelco, die kleine Kapelle entstammt aus dem 16. und die Kirche selber aus dem 18 Jahrhundert, wobei es auffällig ist, dass keines der beiden Bauwerke im Bereich oder sogar direkt auf den alten Kultstätten errichtet wurde.

Im Anschluss ging es weiter den Hügel hinauf in Richtung Pyramide, für die man immerhin ja auch hergekommen war. Recht versteckt findet man den Eingang zu den Pyramiden, nur ein wenig durch einen Zaun gesichert.  Zu meinem Ärger hat man hier auch mal wieder meinen internationalen Studentenausweis nicht akzeptiert und so habe ich brav meine 31 Pesos zu entrichten gehabt und das obwohl wir die ersten Besucher seit zwei Tagen waren…

 

 

Der Name Coatetelco bedeutet so viel „Schlangenhügel“ und ist  mit einer Blütezeit von 500 -150 vor Christus  eine recht altes Zeugnis der versunkenen prähispanischen Welt, zeitlich ungefähr vergleichbar mit der klassischen Zeit der polis Athen.  Coatetelco war einen Siedlung der tlahuica, die jedoch dem Oberherrschaft von Cuauhnahuac ( Cuernavaca) unterstand. Bedingt durch die klimatisch günstigen Anbaugebiete war die Gegend stets heiß begehrt, erst durch die Tepaneken und später auch durch die Azteken oder Mexica, die hier ihren Bedarf an Baumwolle deckten. Nach mehreren Expeditionen ins Herrschaftsgebiet von Cuauhnahuac konnten die Azteken die Stadt 1438 endgültig unter ihre Herrschaft bringen und damit auch die angeschlossenen Dörfer. Somit wurde auch Coatetelco in das ausgeklügelte Netzwerk von Abgaben und Steuern Tenochtitlans integriert.

Die heute noch sichtbaren Überreste Coatetelcos stammen mehrheitlich aus der Zeit der Postklassik ( 1350-1521) und somit auch der Aztekenherrschaft. Wie in jedem Fall so ist das, was man in Coatetelco sieht sprichwörtlich nur die Spitze des Eisberges, da sich das heutige Dorf über dem Großteil der ursprünglichen Siedlungsfläche erstreckt, welche somit auf ewig im Sand der Geschichte schlummern wird.  Daher handelt es sich bei der Grabungsstätte nur um den politisch-religiösen Teil der Siedlung, der aus einigen Pyramiden, Plattformen früherer Tempel und natürlich dem Ballspielplatz besteht.

An einigen Stellen sind darüber hinaus auch noch Reste der Stuckatur der Mauern und Treppen auszumachen. Unumstrittenes Zentrum der Anlage ist der zentrale Platz um den sich alle anderen Gebäude konzentrieren, wobei man geschickt die Oberfläche der Landschaft ausgenutzt hat. Eindrucksvoll ist jedoch zu sehen, wie rasch sich die Natur allem Irdischen bemächtigt, sind doch selbst auf den Spitzen der Pyramiden Bäume auszumachen und  mehrere Gebäude schlummern immer noch unter Hügeln und warten freigelegt zu werden. Die erwähnte Oberhoheit durch die Azteken lässt sich auch baulich an den typischen Doppeltreppen ablesen, die von der Pyramidenbasis aufsteigen und den breiten Einfassungen. All dies legt nahe, dass sich auf dem Gipfel des Tempels die üblichen Doppelaltäre befanden.Das größte Gebäude an der Plaza war einer weiteren wichtigen Göttin gewidmet nämlich Chicomecoátl. Auf dem nördlich daran anschließenden Gebäude befanden sich Behausungen, die jedoch so zerstört sind,dass man ihre Bedeutung nicht mehr eruieren kann. 

 Nach Norden hin wurde die  Plaza wahrscheinlich durch einen Wohnbereich abgeschlossen.

Direkt an die Tempelanlagen angeschlossen ist ein kleines Museum, welches in den 70igern eröffnet wurde und hauptsächlich Auskunft über die Geschichte und die Lebenswelt der tlahuicas gibt. Die ausgestellten Objekte stammen sowohl von den tlahuicas als auch den Azteken und wurden im Rahmen der vor Ort durchgeführten Ausgrabungen ans Tageslicht gebracht. Sicherlich ein wenig gruselig ist die Menge an Exponaten die in Verbindung mit  den zahlreichen Menschenopfern steht welche in Coatetelco durchgeführt wurden. Für unsere europäische Vorstellung mehr als fremd, stellten diese Menschenopfer innerhalb der prähispanischen Welt einen wichtigen Dienst der Menschen an den Göttern dar. In Coatetelco wurde dabei unter anderem dem Gott Xipe Tótec geopfert indem man die Auserwählten erst häutete und dann die Priester die Haut anlegten, um somit als Personifikation des Gottes selber rituelle Handlungen durchführten. Auf dem untenstehenden Bild kann man deutlich das Loch in der Brust sehen, welches durch das Abziehen der Haut entstand und vernäht wurde sowie die Hände des ursprünglichen Trägers.

 

Darüber hinaus betete man hier heute längst vergessene Gottheiten an wie zum Beispiel Chalchiuhtlicue, die Schutzpatronin der Lagunenbewohner, eine junge Schönheit die man als  Göttin der Flüsse, der Lagunen und des Meeres verehrte. Der Legende nach gerät jeder der in der nahegelegenen Lagune von Coatetelco  ertrinkt unter ihre Herrschaft. Von dieser Dame kann man sich in der Tat ein Bild machen, denn im Museum ist ein Kopf einer Statue ausgestellt, der für mich die gleiche faszinierende Schönheit wie die Nofretete ausübt und das auch nach mehr als hunderten von Jahren.

 

 Obgleich das Museum nur über zwei Räume verfügt ist es empfehlenswert, da es einem einen guten Einstieg in die Beschäftigung mit dem Ort bietet. Zudem findet man hier auch eine Skizze, wie Coatetelco einmal ausgesehen haben konnte und welche Funktion jedes der Gebäude hatte.

Pfeil= Eingang

  1. Nebengebäude des Templo Mayor
  2. Templo Mayor oder auchCuauhtlitzin
  3. Fundament mit doppelter Freitreppe
  4. Zeremonialplatz mit Hauptaltar ( kaum zu erkennen)
  5. Osttempel des Ballspielfeldes mit einer Gruppe kleinerer Tempel  aus der 4. Bauphase
  6. Ballspielfeld
  7. Westtempel des Ballspielfeldes
  8. Freitreppe des Westtempels
  9. noch nicht erforschte Erdhügel
  10. Museum
  11. Parkplatz und Eingang

 

 

Ein weiteres Muss im Rahmen des Ausfluges ist die gleichnamige Lagune, bekannt vor allem durch die Legende des Schlangensteins. Laut der Legende befindet sich am Grunde der Lagune ein Stein in Form einer Schlange, der einstmals durch einen mutigen Lagunenbewohner entfernt wurde, worauf sich die Lagune mit unglaublicher Geschwindigkeit leerte und erst als der Stein wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückgelangte  erreichte das Wasser erneut seinen ursprünglichen Pegel.

 Diese haben wir am Ende jedoch nicht besichtigt, denn kaum aus der Pyramidenstätte raus stoppten wir in einer örtlichen Mühle um dort für läppische 5 Pesos eine Halblitercoke zu süffeln und uns dann rechtzeitig auf den Heimweg zu machen. Nach 10 Minuten kam dann auch der Bus, der uns recht fix gen Cuernavaca brachte, wobei wir es sicher in 45 Minuten geschafft hätten, wenn nicht kurz vor Cuernavaca wieder massig Leute hätte ein- und aussteigen wollen. Aber eigentlich war das auch in Ordnung denn die Rückfahrt war richtig schön, Sonne, blauer Himmel und dazu das rhythmische Schaukeln des Busses gepaart mit dem Glück einfach mal nur zu genießen…ich wäre beinahe sanft und selig eingenickt.So beschwingt kamen wir um 17:00 rechtzeitig zum Essen gut gelaunt und gebräunt aus Coatetelco zurück.

Teopanzolco

Warum in die Ferne schweifen, denn die Azteken sind doch so nah. Ja, in der Tat auch im ehemaligen Cuauhnáhuac stehen Zeugnisse der glorreichen Vergangenheit die manch einer sogar von seinem Büro und seinem Pool aus sehen kann.  Wenige Häuserblöcke vom Busbahnhof entfernt liegt in der Colonia Vista Hermosa die Pyramidenstätte von Teopanzolco. Der Namen dieser Kultstätte bedeute so viel wie „Der Ort des alten Tempels“. Heute in einer der schniekesten Gegenden der Stadt gelegen war der Ort weiland ein herausragendes sozio-religiöses Zentrum der Tlahuica, die in sich ungefähr im 13. Jahrhundert im Westen des Bundesstaates Morelos ansiedelten und hier die Pyramiden errichteten, die in der Nähe der Siedlung Cuauhnáhuac lagen. Der Legende nach gelangten die Tlahuica nach ihrem Auszug aus dem mythischen Land Aztlán  gen Süden hierher. Somit dominierten auch hier Angehörige der Nahua-Stämme die sukzessive im gesamten Hochland von Mexiko die Herrschaft ausübten. Ihre Pyramiden und Tempel errichteten sie auf einem Hügel der aus getrocknetem Lavagestein. bestand, Überrest der einstmals starken vulkanischen Aktivitäten die das südliche Ende des Beckens von México beherrschten.

 Noch vor der Ankunft der Spanier eroberten die Mexica oder Azteken  nach langen und verlustreichen Kämpfen unter der Herrschaft des tlatoani Izcoátl im Jahre 1427 die Gegend. In Folge der Eroberung modifizierten die Mexica die bereits bestehende Kultstätte der alten Herren und auch in anderen Aspekten der Religion wie zum Beispiel in der Frage welche Götter verehrt wurden und die Art und Weise in der bestimmte Riten und religiöse Zeremonien abgehalten wurden verdeutlich den starken Einfluss der Azteken. Zur Kultstätte, den Pyramiden und den kleineren Tempeln die sich um die zentrale Plaza gruppierten hatte nunmehr nur noch die aztekische Nobilität Zugang und konnte somit die religiöse-politische Kontrolle über die wichtige Beziehung zwischen Menschen und Göttern ausüben. Trotz dem Herrschaftswechsel ist Teopanzolco auch ein Beispiel für die Koexistenz der Bevölkerungsgruppen an diesem Ort. Denn die Tlahuica bewohnten die Gegend auch weiterhin, doch nun unter der Oberhoheit der Azteken. Der einfache Bewohner des Ortes lebte außerhalb des Heiligen Bezirkes, doch sind heute keinerlei  Zeugnisse ihrer Behausungen zu finden, bleiben sie doch unter der neuzeitlichen Bebauung verborgen.

 

Die Pyramide der Zwillingstempel…

Da der allergrößte Teil der Anlage wohl für immer unter den umliegenden Villen und dem Nobelfitnessclub nebst seiner Schwimmhallebegraben bleiben wird, ist die Pyramide der Zwillingstempel das unumstrittene Prunkstück der gesamten Anlage. Gewissenhafte Betrachter werden wohl durchaus Ähnlichkeiten dieses Gebäudes mit dem Templo Mayor in México Stadt nicht übersehen können. Die Ursache dieser Gemeinsamkeiten liegt auf der Hand, denn die Pyramiden wurden von den Tlahuica während der Postklassik  unter Leitung der Azteken errichtet und die Ähnlichkeit war somit mehr als beabsichtigt.

 

Nach der Fertigstellung widmete man die Tempel auf der Spitze Huitzilopochtli und Tláloc. Der nördliche  und ein wenig niedrigere Tempel war einst die Kultstätte Tlalocs, dem Regengott und sein südliches Pendant weihte man keinem geringerem als Huitzilopochtli, dem Kriegsgott. Einstmals waren die beiden auf der obersten Plattform gelegenen Tempel mit Holzdächern gedeckt, die natürlich heute nicht mehr vorhanden sind und sowohl die beiden Tempel als auch die Pyramide selbst waren einmal reich mit Stuck verziert und mit leuchtenden Farben geschmückt. Leider kann man wenn man die Spitze erklommen hat davon nicht mehr vorfinden, sondern steht in nacktem Stein und es ist nahezu unmöglich die Phantasie aufzubringen sich das Interieur nebst allen Farben und seinem Schmuck auch nur annähernd vorzustellen und man ist schon ein wenig ernüchtert.

 

Wie am Templo Mayor so kann man auch in Teopanzolco die typische Überbauung der Tempel nach einer gewissen Zeit erkennen, wobei diese hier durch die Ankunft der Spanier nicht beendet werden konnte, so dass der innere Teil, auf dem auch die beiden Tempel stehen, die ältere Bauphase darstellt. Um dies zu verdeutlichen wurde in Teopanzolco der Schutt, mit dem man die Zwischenräume zwischen der alten und der neuen Pyramiden füllte um leichter zu bauen, wurde hier entfernt.

…und der Rest

Neben der Pyramide konnte man dreizehn weitere Konstruktionen freilegen. Darunter fallen auch zahlreiche Plattformen, unter denen jene mit einer runden Basis hervorstechen die einstmals Ehécatl, dem Gott des Windes, geweiht waren. Diese sind in ihrer hier vorliegenden Gestaltung nur bei den Mexica zu finden. In einem weiteren Tempel verehrte man Tezcatlipoca, das nördliche Ende des Universums und der Gott der Magie, der Nacht und allem Mystischen.  Obgleich man diese Gottheit nur selten erwähnt ist sie von fundamentaler Bedeutung, denn immerhin erscheint sie auf dem Sonnenstein – der meistens fälschlicher Weise als Aztekenkalender bezeichnet wird, gemeinsam mit den Gottheiten Tláloc, Quetzalcóatl. Tezcatlipoca wird mit dem Mond in Verbindung gebracht und wird durch zwei Schlangen dargestellt die weiß oder schwarz sein können.

Die übrigen, kleineren Strukturen flankieren die zentrale Pyramide und fungierten als Altäre für andere wichtige Gottheiten des Pantheons. Unter einigen hat man zudem auch die Gräber mit den sterblichen Überresten von Personen gefunden die man den hier verehrten Gottheiten  darbrachte.

Obgleich nur eine kleine Kultstätte ist Teopanzolco einen Besuch wert und an Tagen mit wenig Verkehr verspürt man auch hier die seltsame (Un-) Ruhe prähispanischer Kultstätten, die einem stets das Gefühl gibt irgendwas oder vielmehr irgendwer stünde direkt hinter einem und flüstere einem über die Jahrhunderte hinweg etwas zu….

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Malinalco

Nachdem der Weg so  beschwerlich war, hatten wir es wie bereits beschrieben dann endlich recht spät aber immerhin geschafft uns hinein zu schummeln. Jetzt nur noch die Treppen hinauf und wir wären angekommen. Angekommen in Malinalco. Die Treppen waren eigentlich ok, aber nun ja nicht umsonst haben die Mexikaner doch tatsächlich den nördlichen Nachbarn zumindest in Sachen Fettleibigkeit überholt. Ich hab zwar ordentlich geschwitzt und bin aber dennoch im besten BW-Schritt die Treppe hoch und habe daher ab der Hälfte erst einmal alleine vorgehen dürfen.

Malinalco lag einst auf der Handelsrute der tributpflichtigen Völker Tenochtitlans, der Hauptstadt des Aztekenreiches und wurde 1476 durch die Azteken oder Mexica erobert.Für den Namen Malinalco gibt es gleich mehrere Übersetzungen. Diese reichen von „ der Ort wo man das schiefe Kraut anbetet“  über „Heimat der tapferen und starken Männer“ beziehungsweise „Ort an dem sich die ausgezeichneten Adler und Jaguarkrieger treffen“ bis hin zu „ Blüte der Zacate Malinalli“, wobei der Name Malinalli als Wurzel für den Namen des Ortes Malinalco gedient haben soll, was so viel heißt wie Kraut. Diese Dualität machte vor allem für die kosmovisionder ehemaligen Bewohner Malinalcos Sinn. Denn ihrer Ansicht nach wurde das Universum von vier Bäumen getragen, die sich an den jeweils vier Enden desselbigen befinden und dessen Mitte durch einen fünften Baum markiert wird. Diesem fällt die Aufgabe zu die beiden Extrempunkte des Universums zu trennen und zu verbinden: die Unterwelt mit ihren neun Stufen und die himmlische Welt mit ihren dreizehn verschiedenen Ebenen. Dazwischen befindet sich die Oberfläche, der Ort an dem sich die Zeit entwickelt und zufällig auch gleich die Menschen ihr zuhause finden. Markenzeichen dieses Baumes ist die Malinalli-Pflanze in seinem Inneren.

Der Legende nach wurde Malinalco von Malinalxóchitl, der Schwester Huitzilopochtlis, dem Kriegsgott der Azteken, gegründet. Die Reste dieser Kultstätte befinden sich auf dem Texaltepec, 215 Meter über der Siedlung gleichnamigen Siedlung gelegen. Einstmals diente Malinalco, dessen Blütezeit in die späte Postklassik, also zwischen 1325-1521, fällt, als zeremonielles Zentrum für die Oberschicht der Kultur der Matlanzintla und Mexica, das in enger Verbindung zum Militär stand. Dafür sprich auch eine der möglichen Übersetzungen des Ortsnamens: „Heimat der hervorragenden Jaguar und Adlerkrieger“. Damals wie heute haben die Götter vor die Belohnung die Mühen gesetzt und so erwarten der Besucher der Ausgrabungsstätte nicht weniger als 400 Stufen. Einmal angekommen bietet sich einem ein herrlicher Ausblick, welcher auch den strategischen Wert der Anlage erahnen lässt. Der Großteil der insgesamt 11 Bauten entstand um 1501 und wurde unter der Regentschaft der Aztekenherrscher Ahuitzotl und natürlich Moctezuma II komplettiert.

Cuauhcalli

Das bedeutendste Gebäude ist zweifellos das „Haus der Sonne“ (Casa del Sol oder auch Tonatiuhichan) besser bekannt als Haus der Adler und Jaguarkrieger. Die große Besonderheit ist, das der gesamte Tempel aus einem vulkanischen Monolith getrieben wurde, eine Vorgehensweise die man sonst nur in Petra in  Jordanien oder im ägyptischen Abu Simbel findet.

Hinauf zum Tempelinneren führe 13 sehr steile und verwitterte Stufen, die man jedoch nicht betreten darf und in deren Mitte sich zentral eine verwitterte Figur befindet. Rechts und links kann man die Reste zweier Jaguare erahnen, die ein wenig kopflos daherkommen. Die Türschwelle und auch der Bereich um die Tür wird von einem Schlangenkopfrelief verziert, welches leider nur mit sehr viel Mühe und Phantasie zu erkennen ist und wodurch die Türöffnung zugleich der offene Rachen des Untieres ist und die Zunge wie ein Teppich auf dem Boden lag. Dieses unfreundliche Haustierchen ist eine Verkörperung der Gottheit Cipactli oder Tlatecuhtli, die in enger Verbindung zur Erde steht. Rechts und links wird die Gottheit vo zwei weiteren Darstellungen flankiert. Links die Reste eines Trommlers der einstmals mit einem Jaguarfell geschmückt war und ihm zu Seite stehend,die Kriegsschlange oder  Izcóatl mit ihren Schuppen in Pfeilspitzenform. Doch um ehrlich zu sein braucht man dafür sehr viel Phantasie oder schaut sich die Abbildungen auf der Pyramide an, denn offen gestanden ist sind die Erklärungen in Malinalco recht dürftig und wenn ihre es schafft dann organisiert euch unbedingt einen guide.

Den ovalen und stockdusteren Innenraum des Gebäudes dominiert eine steinerne Bank. Auch sie ist reich mit Bildern von Adlern und Jaguaren verziert, die direkt in den Stein getrieben wurden. Hier wurden die Initiationsriten für die neuen Adler- und Jaguarkrieger abgehalten, die zu den beiden wichtigsten Militäreinheiten der Azteken zählten. Dafür findet man in der Mitte auch einen Altar in Form eines Adlers. Seit geraumer Zeit trägt der Tempel zudem ein Dach aus Palmenblättern, welches dem Originaldach zur Zeiten der Azteken nachempfunden wurde.

 

Tzincalli

Das Gebäude Nummer III firmiert auch unter dem leicht auszusprechenden Namen Tzincalli, was soviel bedeutet wie „Wo die Verbrannten sind“. Wie der Name schon erschaudern beziehungsweise erahnen lässt, ist dies der Ort wo man die in der Schlacht gefallenen Krieger einäscherte und ihnen huldigte. Einstmals bestand dieses Gebäude aus einem ovalen und einem rechteckigen Saal, die heute kaum noch zu erahnen sind und auch die kümmerlichen Reste des wunderschönen Wandgemäldes, eine Kopie ist im Museum Mario Schneider  am Fuße des Berges zu sehen, sind nur mit viel Mühe zu sehen. Wie von Tzincalli sind auch  die restlichen Gebäude nur Grundmauern zu erkennen und es ist schwer sich darunter was vorzustellen vor allem wenn vom Dorfmarkt aus gerade Tarkan in die Umgebung geballert wird und man sich erst einmal zwicken muss um das zu glauben.

 

Absoluter Magnet ist daher der Tempel der Jaguarkrieger und die ihm gegenüberstehende Pyramide die auch einen schönen Ausblick auf das Tal bietet. Was ich dummerweise dort vergessen habe war am Fuße der Treppe zu klatschen um herauszubekommen inwieweit man hier einen Quetzallaut erreicht. Aber vielleicht kann das einer von Euch ja mal für mich nachklatschen.

 Beim Abstieg kann man von einer bestimmten Stelle des Weges,  die sich Rincón de San Miguel nennt, auch einen Blick auf eine Quelle werfen die schon lange vor prehispanischer Zeit als Kultstelle genutzt wurde und in der man dem wichtigen Regengott Tláloc huldigte und der später in einen Altar für einen Erzengel umgewandelt wurde.

Ankunft in Malinalco

 Somit erneut völlig entnervt und schlecht gelaunt setzten wir unseren Trip gen Malinalco dann doch noch irgendwie fort und erreichten sogar nach 15 Minuten um 16 Uhr das noch kleinere Malinalco. Am Ende hatten wir mit all dem Stress  zwei Stunden von Morelos nach Malinalco gebraucht und hätten also fast auch nach Puebla fahren können.

Dort suchten wir erst einmal einen Parkplatz in einer Nebenstraße und wollten erfolglos Geld abheben. Da wir davon ausgingen, dass die Grabungsstätte um 17 Uhr schließen würden, sind wir wie die Verrückten die Hauptstraße langgedüst und haben dem hilfreichen Señor am Touristenstand nicht genau zugehört und verfranzten uns erst einmal tüchtig. Am Ende fanden wir doch noch den richtigen Weg und standen vor dem Eingang zur Stätte von Malinalco, wo die neben den fast 400 Stufen die nächste Hürde auf uns warten sollte. Dank den beiden Verbrechern in Uniform hatten wir ja bereits berichtet keinerlei Barmittel mehr und hatten so auch kein Eis, kein Kinkerlitzchen im Ort ohne funktionierenden Bankautomat namens Malinalco kaufen können. Wie kommen wir also da rein?  Generell haben Mexicaner Sonntags freien Eintritt in alle Stätten der INAH aber was macht der arme Indy? 

Glücklicherweise sollte Malinalco zumindest in diesem Punkt nicht die Negativliste des Tages weiter fortschreiben. Todesmutig an den Schalter und die Frage nach dem IFE (der Chipkarte für die Wahlberechtigung die hier sowas ist wie ein  Personalausweis) abgewartet und sich dabei hinter Frau Meyer versteckt. Gerade als ich dann schon rein wollten meinte der Kassenwart noch und du, worauf wir uns erstmal doof stellten und meinen auch schon abgelaufenen ISIC-Studentenausweis mit Bild vorzeigten und dann reindurften…manchmal muss man auch Glück haben. Somit bin ich also Sonntags Mexikaner jejeje. Umso lustiger wurde das Ganze als nebenan eine Mexikanerin die gar keine Dokumente vorzeigen konnte und zahlen musste. Somit hatten wird diese Hürde erfolgreich gemeistert und saßen kurz noch im Innenraum des Eingangsbereiches wo wir schon die ersten Fußkranken trafen, die sich die Beine massierten und auch überall ermattete Gesichter zu erspähen waren überragt von großen Schildern der INAH man möge doch unbedingt Wasser zu sich nehmen und sich beim Erklimmen der 400 Stufen auf keinen Fall überschätzen.

SONNTAGS bin ich Mexikaner!

    TEMPLO MAYOR

    Unglaublich aber dennoch wahr- bis zum 21. Februar 1978 schlummerte dieses fundamentalste aller Gebäude der großen Stadt Tenochtitlán unter dem Pflaster der Konquistadorenmetropole México D.F. Auch ich konnte oder wollte mir nicht vorstellen, dass nur dank Bauarbeiten für die Elektrizitätswerke das Herz des alten, im 16. Jahrhundert zerstörten Mexicos wieder ausgegraben wurde und heute wieder eine zentrale Rolle im Zentrum einnimmt.

    La Gran Tenochtitlán

    “Solange diese Welt existiert, werden auch der Ruhm und die Herrlichkeit von von México-Tenochtitlán in ihr fortbestehen.”

    So wortgewandt priesen die stolzen Azteken ihre Hauptstadt.Inmitten eines Sees lebten über einhundertausend Menschen in der “Stadt von Tenoch”, die durch vier Dämme mit dem Festland verbunden wurde. Darüber hinaus schützen Deiche sie vor der ständigen Gefahr einer Überschwemmung und ein ausgeklügeltes System aus Aquädukten sorgte für die Versorgung mit Trinkwasser. Die Straßen hatten gepflasterte Bürgersteine und ein  Netz vonKanälen durchzog die Stadt, in denen unzählige Kanus fuhren, beladen mit Früchten,Blumen. Diese stammten von den eigens angelegten “schwimmenden Gärten”, die man chinampas nannte und die man heute noch in Xochimilco bewundern kann.Tenochtitlán verfügte über Paläste, Schulen,Werkstätten für Kunsthandwerker, einen Zoo und später nach der Eingemeindung Tlateloclos auch über den größten Markt Amerikas. 

    Templo Mayor

    Der Templo Mayor und der an ihn angegliederte Tempelbezirk waren da Herz ganz Tenochtitláns und seine Rückseite ging nach Osten hinaus.  Im Zentrum trafen sich die vom gegenüberliegenden Ufer kommenden gepflasterte Dämme die in die verbleibenden Himmelsrichtungen führten. Eine Straße führte nach Süden hin zur Siedlung Ixtapalapa und man gelangte auf ihr über eien Abzweigung auch nach Coyoacan, der nächste führte nach Tacuba im Westen und der letzte nach Tepeyac im Norden und über eine Abzweigung gelangte man trockenen Fußes bis nach Tlatelolco der Marktstadt die später in Tenochtitlán aufging.

    Im heutigen Straßenbild wird das Gelände des Tempels im Süden durch den Zócalo und den Nationalpalast begrenzt und dehnt sich nach Norden hin bis zur Straße González Obregón aus während im Osten und Westen die Straßen Del Carmen und República de Brasil als Grenzen fungieren. Das Gebäude war ein Doppeltempel mit der für Mesoamerika typischen abgeflachten Pyramidenspitze und war inklusive der auf der Spitzenplattform stehenden Schreine über 40 Meter hoch.

    Wie bereits erwähnt, erhob sich die Aztekenmetropole ungemein malerisch im Herzen des Texcoco-Sees, was zugleich Fluch und Segen für die Stadtplaner war. Zwar gab es so ausreichend Frischwasser, jedoch erforderten der sumpfige Untergrund und die fortwährende Gefahr von Überschwemmungen die Entwicklung spezieller Bautechniken, die ein wenig an die jene in Venedig erinnern. Vor Baubeginn trieben die Mexica Pfähle aus dem Holz des Ahuejote-Baumes in den Grund des Sees oder die Inseloberfläche, welche dann mit einer Mischung aus Schlamm und Tezontle Steinen fixiert wurden. So erschufen sie eine Grundlage die dann durch eine Deckplatte aus einem Gemisch aus Erde und Vulkangestein komplettiert wurde. Erst dann konnte mit der Errichtung jedweder Gebäude begonnen werden. Eine komplexe aber so effektive Vorgehensweise, das sie sogar die vermeintlich zivilisierteren Spanier für ihre ersten Gebäude übernahmen.

    Seit seiner Grundsteinlegung wurde der Templo Mayor insgesamt sieben Mal erweitert und ausgebaut. Dazu wurde das gesamte Gebäude komplett mit einer Füllmasse aus Schlamm und Steinen überzogen und darüber ein größeres und schöneres Gebäude errichtet. Darüber hinaus wurde alleine fünf Mal die Hauptfassade erweitert.  Offenbar war es Usus eines jeden Herrschers den Tempel unter seiner Regierung praktisch neu zu errichten und dabei jedes Mal die vorherige Version an Größe und Schönheit zu übertreffen, um so seinem Volk aber auch den unterworfenen Nachbarn seine Macht vor Augen zu führen.

    Hier führte man die Aztekenherrscher in ihre Ämter ein und hielt Beerdigungsriten für die Elite ab und zugleich nahm man hier Kontakt zu den Göttern auf. Trotz aller Überbauungen und Vergrößerung wurde jedoch stets peinlichst darauf geachtet den Tempel an der exakten Stelle seines Vorgängers zu errichten. Innerhalb der aztekischen Vorstellung der Welt und der Universums markierte der Ort des Tempels das einzige und unabänderliche Zentrum und das gleich mehrfach. An diesem Platz trafen sich alle vier Himmelsrichtungen oder besser gesagt von hier aus gingen sie hinaus und zugleich markierte der Tempel auch die Schnittstelle von Oberwelt und Unterwelt und der Welt der Menschen, Tatsachen die eine Verlagerung völlig unvorstellbar machten. Hier auf der Ebene der Menschen markierte der Tempel sowohl den Weg hinauf in die dreizehn Ebenen des Himmels als auch den Pfad hinab in die neun Ebenen der Unterwelt. Im  Rahmen der Einweihung jedes neuen Tempels wurden Feste abgehalten und zu Ehren der Götter opferte man Kriegsgefangene aus verschiedenen Königreichen. Diese Bautechnik führte dazu, dass jeder Tempel unter sich, gleich einer Matroschka, seine Vorgänger begrub und sie somit für uns konservierte. So können wir dadurch heute die ältesten Zeugnisse der Aztekenkultur bestaunen, eine Ehre die weder den Spaniern noch den vielen Azteken zufiel. Den Quellen nach bestand dabei eine Verbindung zwischen der Ausdehnung des Mexica-Reiches  und den Phasen der Erweiterung. Dies galt auch für die zahlreichen anderen Gebäude im Heiligen Bezirk Tenochtitláns. Daneben zwangen auch die häufigen Überschwemmungen und Erdstöße die Bewohner zu Reparaturarbeiten und Modifikationen an den Gebäuden der Stadt. Gerade die Überschwemmungen führten zu einer Vergrößerung der Grundplatten um die Gebäude zu schützen. Im Jahr der Eroberung Tenochtitláns,1521,hatte er seine größte Ausdehnung erreicht und wies eine Höhe von 45 Metern auf, womit er nur 15 Meter kleiner als die heutige Kathedrale war, wobei sich die Frage stellt bis zu welcher Höhe  die damaligen Baumeister den Tempel im Laufe der Jahrhunderte im Rahmen der periodischen Überbauungen noch ausgestaltet hätten.

    Bauphasen des Tempelbezirkes 

    Zwischen 1375 und 1400 standen die Azteken und Tenochtitlán selber noch unter der Oberhoheit der Herrscher von Azcapotzalco und dennoch baute man schon in dieser Zeit  Tempel.  Wahrscheinlich war es unter der Herrschaft von Huitzilihuitl als  man die erste Überbauung der bestehenden Tempel für Tlaloc und Huitzilopochtli vornahm, die heute die ältesten Reste des Templo Mayors darstellen. Sichtbar sind davon nur noch die kleine Pyramide mit den darauf platzierten Schreinen während der Rest der Gebäude unter den  Ablagerungen der Stadt verborgen bleibt. Die beiden Schreine wurden nach der Fertigstellung des Tempels eigenständig auf die Plattform gesetzt und bestehen aus Steinen die wiederum mit Stuck versehen wurde und deren Innerstes mit Wandmalereien geschmückt war. Den Beschreibungen nach war der obere Teil jedes Schreines sehr hoch und zudem reich verziert.

    Der Südschrein war niemand geringerem als Huitzilopochtli, dem Kriegsgott und zugleich auch Haupt- und Schutzgott der Azteken, gewidmet und in rot gehalten. In seinem Inneren befand sich wahrscheinlich ein kleiner Altar mit einem Bildnis der Gottheit, welches den Quellen nach aus Samen bestand. Dieser Schrein war die heiligste Stätte der Stadt und des Tempelbezirkes. Hier wurden die die tlatoanis in ihr Amt eingeführt und Bestattungsfeierlichkeiten der Aztekengranden durchgeführt und ihre Urnen wurden in den Boden eingelassen. Der „Téchcatl“ oder „Schwarzer Tezontle“  war der Opferstein, auf dem die Menschenopfer dargebracht wurden indem man das Herz des Opfers entnahm um es der Sonne als  göttliche Nahrung darzubieten. Auf den letzten beiden Treppenstufen erkennt man einen Menschenkopf und die Datumsangabe „2, Kaninchen“, was wahrscheinlich dem Jahr 1390 entspricht.

    Der zweite, nördliche, Schrein war Tlaloc gewidmet, dem Regengott, der von den Mexica und vielen weiteren Völkern Mesoamerikas bereits seit Urzeiten verehrt wurde. Diese Gottheit brachte den für die Ernten so unverzichtbaren Regen, war aber zugleich auch für die Stürme und Unwetter verantwortlich, die jene komplett vernichten konnten. Auch im Inneren dieses Schreins befand sich ein Altar mit einem Bildnis Tlalocs und zudem war der Raum mit Wandmalereien verziert, wobei hier auch die typische blaue Farbe des Wassers vorherrschte . Vor dem Eingang liegt ein Chac Mool,  der die Züge Tlalocs trägt und an dem darüber hinaus auch noch einen Großteil seiner wunderschön farbenfrohen Bemalung konserviert wurde. Bei Grabungen hat man 1989 in der Treppe die zum Heiligtum hinaufführt einen Tunnel freigelegt in dem man den Kopf eines weiteren Chac Mool fand, der aus dem Jahr 1350 stammt und damit das älteste am Templo Mayor gefundene Objekt ist.

     

     Unter Itzcóatl, dem vierten tlatoani, wurden um das Jahr 1431 alle vier Fassaden des Tempels erweitert und verschönert. Zugleich gewannen die Mexica in seiner Herrschaftsperiode durch ein ausgeklügeltes System an Bündnisverträgen und Kriegszüge zunehmend an Macht im Hochland. Prunkstücke dieser dritten Bauphase des Tempels sind acht Skulpturen. Zwei der Figuren kreuzen die Arme über der Brust, während die anderen mit geschlossenen Fäusten dargestellt werden, in denen jeweils ein Loch zu finden ist. Auf Grund des im Nasenschmuck dargestellten Mondes liegt die Vermutung nahe, es handele sich hierbei um „huiznahuas“ oder Die Sterne, die Geschwister von Huitzilopochtli und Coyolxauhqui.

    Coyolxauhqui und Moctezuma

    Moctezuma der Erste, der fünfte tlatoani der Azteken, regierte von 1440-1469 und unter seiner Herrschaft festigten die Azteken endgültig ihre Macht und ihre Oberherrschaft über das Zentrum Mexicos. Anlass genug um Tenochtitlán komplett zu modernisieren und zu erweitern. Aus dieser Zeit stammt die  Hauptplattform, die mit riesigen Kohlebecken und Schlangenköpfen verziert war, sowie Überreste der ersten Etage der Pyramide und Teile der Treppe an der Hauptfassade. Ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Erweiterung ist die Darstellung des verstümmelten Torsos sowie der abgeschlagenen Extremitäten Göttin Coyolxauhqui  auf einem mit Stuck verzierten Tezontlestein. Das Objekt fand man 1978 direkt unter dem Fußboden auf dem der Monolith der Göttin gelegen hatte. Einst lag es neben der rechten Treppe des Tempels.  Am hinteren Teil der Plattform konnte man eine Glyphe mit dem Datum „1,Kaninchen“ ausmachen, was ungefähr  dem Jahr 1454 entspricht. 

    Die Göttin mit der Schellenmaske

    “Der Legende nach fegte die Göttin Coatlicue den Gipfel eines Hügels Coatepec als sie dabei eine Federkugel fand und diese achtlos in einer Bauchtasche verstaute. Später, nachdem sie mit dem Reinigen fertig geworden war, suchte sie erfolglos nach der Federkugel aber sie stellte fest, dass sie schwanger war. Davon erfuhr ihre Tochter Coyolxauhqui (Der Mond) und berichtete umgehend ihren Brüdern (Den Sternen) darüber. Gemeinsam beschlossen sie das Neugeboren bei der Geburt zu töten. Als der noch ungeborene Säugling Huitzilopochtli davon Kenntnis nahm befahl er seiner Mutter sich zu beruhigen und versprach ihr das sie sich um nichts zu sorgen bräuchte da er sie verteidigen würde. Am Tag der Geburt, als man ihn und die Mutter töten wollte, gebar Coatlicue einen erwachsenen Huitzilopochtli. Gleißend hell wie die Sonne und mit den Attributen eines Krieges ausgestattet enthauptet der Jüngling mit einer Feuerschlange die Schwester Coyolxauhqui  und trennt ihr die Gliedmaßen vom Körper,  worauf ihre Extremitäten den Hügel hinabstürzten.  Nach diesem folgten zahlreicheweitere Streiche den Huitzilopochtli verfolgte auch jeden seiner 400 Brüder und ruhte nicht eher, als bis daß jeder den Tod fand.”

    Eine blutrünstige Legende, die auch in der Tempelarchitektur wieder aufgegriffen wurde. Der siegreiche Gott Huitzilopochtli thronte in seinem Schrein hoch oben über seiner Widersacherin Coatlicue, deren zerschundener Leib, dargestellt durch den Steinmonolithen, am Fuße des „Götterberges“ lag – eine eindrucksvolle Darstellung der Geschehnisse am heiligen Hügel zu Coatepec. Ein Treppenwitz der Geschichte ist es zudem dass ausgerechnet die verstümmelte Figur der Göttin es war, die den Weg des Spatens 1978 kreuzte und damit zur Wiederentdeckung des ebenso verstümmelten Kulturerbes und der eigenen Vergangenheit von Mexico Stadt führte.

     Axayácatl und die Schlangen 

    Der sechste tlatoani war Axayácatl, der zu Beginn seiner Regentschaft (1469-1481) die zweite Erweiterung der Hauptfassade befahl. Aus dieser Bauphase stammen Schlangenskulpturen die am Rande  der Treppen zu finden sind.

    Neben dem Tempel liegen in nördlicher Richtung weitere Gebäude, darunter kleine Tempelplattformen und das “Haus der Adler”. Die kleinen Plattformen sind direkt an die Flanke des Tempels gebaut und wurden nach ihrer Errichtung um 1500 für zeremonielle Zwecke genutzt. Besonders auffällig sind dabei die der „Rote Tempel“ und der „Tzompantli-Altar“.

“Tzompantli-Altar”

Wie das Adlerhaus nördlich des Tempels gelegen, handelt sich beim Tzompantli-Altar um ein Gebäude von großer Wichtigkeit. Zugleich war seine Lage mit Bedacht gewählt, denn in dieser Himmelsrichtung lag in der Weltvorstellung der Azteken das Reich Mictlampas die Welt der Toten. Dementsprechen morbide auch die Dekoration des Tempels, die durch nicht weniger als 240 Totenschädel    dominiert wird, die in mehreren Reihen entlang den Seiten und der Rückseite des Gebäudes angeordnet wurden. Die Hauptfassade verfügt über die obligatorische Treppe, die von Balustraden eingefasst wurde. Sein Inneres wartete mit einer der beeindruckensten Opfergaben auf:  Nachbildungen von Musikinstrumenten neben Wolf und Pumaskeletten und anderen wichtigen Objekten.

Der Rote Tempel

Wie der Name schon vemruten lässt besticht dieses Gebäude vor allem durch seine farbenfrohen Bemalungen und die feinen Detailzeichnungen.Beim Baustil orientiere man sich am Talud-Tablero Stil aus Teotihuacan. Die Hauptfassade dominiert eine kleine Vorhalle mit einem kleinen Rundaltar. Begrenzt wird dieser Bereich durch Mauern  die man mit roten und weißen Schleifen bemalt hat und darüber erblickt man eine Reihe von großen Steinringen, ebenfalls in rot gehalten. Das dahinterliegende Gebäude ist vollkommen mit Zeichnungen in Rot, Gelb, Blau, Schwarz und Weiß verziert.

 

Das Adlerhaus

Dies ist das größte Gebäude in nördlichen Teil des Tempelbereiches und sein Inneres wurde zwischen  1481 und 1486 ausgestaltet, also vor den danebenliegenden Plattformen.  Wie die Nähe zum Templo Mayor schon vermuten lässt, war dies eines der wichtigsten Bauten im Tempelbezirk, da hier die wichtigen Zeremonien der Aztekenelite abgehalten wurden. Darunter fallen gemeinsame Andachten, Gebete, und Opferzeremonien. Errichtet um 1430 wurde das Gebäude in den folgenden 70 Jahren insgesamt dreimal erweitert, was man auch heute noch erkennen kann, wobei die Überreste der ersten Bauphase nicht mehr zu sehen sind. Unter Axayácatl wurde das Adlerhaus 1470 das erste Mal maßgeblich vergrößert und verschönert. Heute einen Blick in das Innere zu erhaschen macht uns zu Privilegierten, denn für die Masse der Azteken war das Adlerhaus tabu, denn der Zutritt war strengstens reglementiert. Im Zuge der Conquista wurde auch das Adlerhaus niedergebrannt und verschwand danach unter der Apostelkirche.

    Aufstieg und Fall  Tenochtitláns

    Nach der gewaltsamen Einnahme Tenochtitláns wurde der Templo Mayor beinahe vollständig verwüstet und auf seinen Ruinen errichteten zwei Conquistadoren, die Gebrüder Ávila, ihre Häuser. Derne Stützpfeiler wurden in die Basis des Tempels getrieben, wie auf diesem Bild.

    1566 wurden beide gemeinsam mit Mario Cortés, dem Sohn des Cortés, des Hochverrates gegen die spanische Krone angeklagt, verhaftet und geköpft. Ein weiterer Bestandteil der Bestrafung war auch die Auslöschung jedweder Erinnerung an die Verschwörer war die Zerstörung ihrer Häuser. Ganz klassisch riss man diese ab und die Gegend wurde verwüstet und abschließend mit Salz bestreut. So vergaß man um die Bedeutung des Ortes und überlies ihn sich selbst und nutzte ihn wenn überhaupt dann als Müllkippe. Später wurde das Land der Ávila der Königlich-Päpstlichen Universität zur Verfügung gestellt, auf dass sie dort ihr Hauptgebäude errichten möge, was jedoch nie passierte und weshalb man das Gebiet erneut brach liegen ließ. 1928 errichtete man hier eine Buchhandlung.